Montag, 29. Oktober 2012

Lausanne Halbmarathon

Für den Halbmarathon in Lausanne hatte ich mir extrem viel vorgenommen. Nachdem in Berlin nicht alles wunschgemäss verlief und mir dafür in Bremgarten ein super Rennen gelungen ist, war die Motivation in Lausanne noch einmal eins drauf zu setzten sehr hoch. Im Verlauf der vorhergehenden Woche sank mein Enthusiasmus täglich mit jeder noch schlechteren Wetterprognose. Als es dann am Sonntag morgen vor der Abfahrt immer noch stark schneite, überlegte ich mir ernsthaft, ob ich überhaupt teilnehmen soll. Zumal auf unserem Auto immer noch die Sommerpneu montiert waren und das Risiko, unter diesen Umständen nach Lausanne zu fahren einfach zu gross war.
Dank der "gewonnen" zusätzlichen Stunde (Umstellung auf Winterzeit) konnte ich kurzfristig die Reise noch per Bahn antreten, musste mich aber sehr beeilen, damit ich noch den Zug erwischte. Weil ich zuerst die Startnummer in Lausanne Ouchy holen musste und dann weiter per Bahn nach Tour du Paix zu reisen hatte, wurde das ganze etwas stressig. Zum Umziehen hatte ich genau 15 Minuten, danach musste meine Tasche in den Gepächtransport, da war der Organisator unerbittlich.
Bei kalter Bise machte ich mich ans Einlaufen. Um nicht bereits vor dem Start zu erfrieren suchte ich mir dazu eine etwas geschütztere Ecke im Dorf.
Mein grösstes Ziel war ja, einmal einen Negativsplit zu schaffen. Deshalb lies ich mich auf den ersten Kilometer nicht aus der Ruhe bringen und hefte mich an eine etwas grössere Gruppe. Dadurch konnte ich auch etwas vom Windschatten profitieren. Die ersten 5 Kilometer waren langsam aber immerhin noch im Plan. Nach 10 km wusste ich, jetzt muss ich vorwärts machen, sonst kommt es nicht gut. Ab da war ich auf mich alleine gestellt und musste mich gegen den starken Gegenwind kämpfen. Es gab Windböen bis 50 km/h. Wenn einem eine solche Böe erwischt, bleibt man für einen Augenblick fast stehen. Zum Glück geht es den anderen nicht besser und ich konnte meinen Vorsprung immer weiter ausbauen.
Bei diesen winterlichen Verhältnissen und dem extremen Gegenwind auf der ganzen Stecke konnte ich nicht mit einer Spitzenzeit rechnen. Deshalb war ich happy, dass ich um 3 Hundertstel noch die 14er Zeit geschafft hatte (1:14.59,7). Wie die unterstehende Tabelle zeigt ist mir der Nativsplit auf fast auf unheimliche Art gelungen. Ich bin jeden Abschnitt etwas schneller gelaufen.

km Zeit Split Pace kumuliert Pace Split
0 00:00:00
5 00:18:07 00:18:07 00:03:37 00:03:37
10 00:36:04 00:17:57 00:03:36 00:03:35
15 00:53:52 00:17:48 00:03:35 00:03:34
20 01:11:17 00:17:25 00:03:34 00:03:29
21.095 01:14:52 00:03:35 00:03:33 00:03:16

Pace kumuliert ist die Kilometerzeit, die ich erreicht hätte wenn bei der entsprechenden Distanz das Rennen zu Ende gewesen wäre. 

Gegenüber dem letzten Jahr, als der Lausanne Halbmarathon noch als Schweizermeisterschaft gezählt hatte, war das Teilnehmerfeld, dieses Jahr, im oberen Leistungsbereich recht dünn. Deshalb ist es nicht überraschend, dass ich die Alterskategorie gewonnen habe (mit 7 Minuten Vorsprung). Im Gesamten wurde ich hinter den Kenianern und ein den Top-Schweizer 11er.

Achja, mein Experiment mit dem Tapering und dem Sushi.
Das Sushi hat sich voll bewährt  Ich finde es viel besser als die allseits gelobte Pasta-Party und ich werde vorerst dabei bleiben. Übrigens stützen verschieden Publikationen diese Meinung.
Tapering: im Gegensatz zu den klassischen "Ruheprogrammen" für die letzte Woche vor dem Rennen, habe ich eine Variante mit täglichen Einheiten im Renntempo gewählt. Das heisst nicht ermüdend rum zu joggen, sondern nur noch kurze, dafür sehr schnelle Einheiten  zu laufen. Auch hier habe ich einen sehr positiven Eindruck. So gut erholt aber trotzdem vollständig parat habe ich mich noch selten vor einem Rennen gefühlt. Wohlverstanden, am Samstag vor dem Rennen bin ich bei grossen Kälte nur gerade 30 Minuten Spazieren gegangen.

Schade, jetzt ist die Saison beinahe vorbei. Ich werde noch am Steinhölzli-Lauf teilnehmen und der Silvesterlauf bin ich auch noch am überlegen, sonst steht wieder Grundlagentrainig auf dem Progamm.




Mittwoch, 24. Oktober 2012

Bremgartenlauf

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich am Sonntag bei dem super Wetter viel lieber eine Wanderung unternommen hätte, anstatt am Bremgarten Lauf teilzunehmen. Zumal von der ganzen Vorbereitung bis zum ewigen Warten auf die Siegerehrung fast der ganze Sonntag "drauf geht".
Nun, ich war angemeldet und das Rennen ist praktisch um die Ecke, also habe ich mich aufgerafft und bin nach Bremgarten gefahren.
Es war ja auch ein gute Gelegenheit, nochmals ein paar Sachen auszuprobieren, die in Berlin nicht so gut waren. Für Bremgarten stand also "Was esse ich am besten vor dem Wettkampf" auf dem Teststand. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Kombination Brot, Honig und etwas Quark (letzteres für die Eiweiss-Vorversorgung) nicht optimal sind und wollte mit Sushi etwas Neues versucht.
"Jetzt spinnter er vollkommen, isst rohen Fisch vor einem Rennen! Gehts noch !?!"
Also, so schlimm ist es zum Glück noch nicht. Ich machte mir ein paar Reiskuchen. Und weil es dazu Milch- oder Klebreis braucht, habe ich beim Sushi-Sortiment einen Reis gefunden, der sich sehr gut zu leicht kompakten Stücken verarbeiten lässt. Eben, und weil es Sushi-Reis ist, esse ich halt auch Sushi (ohne Fisch) vor dem Rennen. Als Testresultat kann ich nur sagen, es hat prima funktioniert. Der Reis lässt sich gut portionieren, je nach Gewürz kann man ihn etwas süsser oder herber machen und das wichtigste: gut verdaubar und liegt überhaupt nicht schwer auf. Betreffend Kolenhydrate ist der hoch raffinierte Reise sowieso etwas vom Besten.

Nachdem Reiskuchen-Vortrag jetzt noch etwas zum Rennen:
Wie gesagt die Temperaturen waren sehr warm, aber für mich perfekt. Ich hatte mir vorgenommen die ersten fünf Kilometer etwas verhalten zu laufen. Es ist ja nicht gerade eine flache Strecke. Weil mir das Gelände entgegen kam, habe ich dann doch bereits bei Kilometer Vier die Verfolgung aufgenommen. Es war ein super Gefühl, wie leicht es mir viel, das höhere Tempo zu laufen. Die Beine folgen unter mir richtiggehend über die Strasse. Zusätzlich motivieren, waren die Konkurrenten, die ich laufend einholen konnte. Mit dem 3. Rang overall und erster der Alterskategorie wäre ich schon zu frieden gewesen. Dass ich aber auch gleich einen neuen persönlichen Steckenrekord lauf, und zwar um 40 Sekunden, ist kaum zu glauben. Meine Verfassung ist zur Zeit wirklich hervorragend (es tut nichts weh !!!)
Jetzt habe ich natürlich mein nächstes Ziel im Visier: das Ganze am Lausanne Halbmarathon zu wiederholen. Da würde ich die 40 Sekunden weniger sehr gerne erreichen.

Montag, 8. Oktober 2012

Erholung in Venedig

Am Mittwoch nach dem Marathon sind wir nach Venedig gefahren. Auf "Trainingsfrei" gesetzt, konnten für einmal die ganzen Laufklamotten und Rennschuhe zu Hause bleiben. Es war schon erstaunlich wie wenig Reisegepäck danach noch zum Mittnehmen übrig blieb.

So ganz ohne Training geht das Erkunden von Venedig natürlich nicht. Meist zu Fuss unterwegs, wurde die Stadtbesichtigung mit dem schweren (Foto)-Rucksack am Rücken, bis am Abend zum Ausdauerkraft-Training. Alle Knochen schmerzten und machten mir bewusst, dass ich vom Marathon noch überhaupt nicht erholt bin, auch wenn das Treppen runtersteigen wieder ganz normal ging, idendenfalls optisch.

Etwas Probleme hatte ich mit dem Essen. Es gibt in Italien so viele feine Sachen, dass ich nicht wusste, was in welcher Reihenfolge ich probieren soll. Nach dem Marathon musste ich ohnehin Kalorienen tanken und konnte so richtig nach Herzenslust zu schlagen. Leider war sich mein Magen die grossen Mengen und das eher schwere Essen nicht mehr gewohnt und ich bekam nach zwei Tagen starke Magenkrämpfe, die noch immer nicht ganz überstanden sind.  

Die paar Tage in Venedig waren sehr schön und wir hatten bei tollem Wetter sehr viel von der Stadt gesehen.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Wieder zu Hause

Auf der Reise nach Hause hatten wir viel Zeit, die Erlebnisse und das Rennen von vorne bis hinten zu analysieren. Als Profil dargestellt sehen meine Abschnittszeiten wirklich katastrophal aus, besonders wenn man die Renneinteilung von Christian Kreienbühl, dem Topläufer und besten Schweizer, vergleicht.

Beim Revue passieren, fallen mir noch zwei Randthemen zum Schmutzeln ein:

Zähennägel
Ich hatte sehr lange Zeit kein einziges Problem mit den Zähnennägel, bis sie ab Anfangs August fast reihenweise blau anliefen und zwei sogar abgefallen sind. Was ich nicht verstehe, dass beim Marathon, wo die Belastung enorm gross ist, nichts passiert ist. Im Gegenteil, ich habe sogar das Gefühl die Nägel haben sich während dem Marathon, vermutlich durch die erhöhte Durchblutung, sogar etwas erholt. Ist schon irgendwie komisch.

Ich kann kein Bier mehr sehen
Nach den vielen isotonischen Getränken unterwegs habe ich mich auf ein feines Bier im Ziel gefreut. Und weil Erdinger ein Co-Sponsor des Berlin Marathon ist, haben sie im Ziel Gratisbier ausgeschenkt. Alkoholfrei, versteht sich. Da habe ich locker Oktoberfest-mässig 1-1/2 Liter weg geputzt und kann im Moment kein Erdinger mehr sehen. Das wird sich aber auch wieder erholen.