Dienstag, 21. Juli 2015

Grüsse aus dem "Trainingslager"

Die Halbzeit ist leider schon mehr als vorbei, aber ich konnte die Ferien hier in Gijon (Spanien) perfekt fürs Training nutzen. Letzte Woche hat es einen neuen Rekord betreffend Wochenumfang gegeben. Ich bin alles in allem 195km gelaufen. Wobei das tägliche Footing am Strand mit eingerechnet ist.
Im Hauptfokus lag diese Ferien wieder das Barfusslaufen. Bestimmt hat es auch damit dazu, dass ich zurzeit ein Buch über Kenianische Läufer lese. Das Barfusslaufen hat mich wieder gepackt und ich habe den Eindruck, dass es sich bereits vorteilhaft auf meine Laufleistung ausgewirkt hat. Ich kann wieder viel lockerer längere Schritte nehmen (ohne auszuholen oder zu stampfen). Alles ganz leicht. Jetzt hoffe ich natürlich auch auf positive Auswirkungen betreffend meinem Lauftempo und natürlich für eine super Leistung an der Marathon-WM am 16. August.
Im Gegensatz zur Schweiz ist es hier im Norden von Spanien "angenehm kühl". Direkt am Atlantik geht immer ein frischer Wind und es wird selten bis nie wirklich heiss. Fürs Trainieren natürlich auch nicht schlecht auch wenn auf 0 Höhenmeter der Höheneffekt fehlt.
Da wir kein Auto haben und es auch sonst nicht soviel zu erkunden mehr gibt sieht der Tagesablauf meist so aus, dass ich um 8Uhr aufstehe, etwas Kleines frühstücke, ein paar Übungen mache und etwa um 9.30 Uhr das Lauftraining starte. Dass ist meist was mein Trainingsplan vorsieht oder auch ein bisschen mehr. Danach mache ich ein ausgiebiges Dehnen am Strand und laufe noch die ca. 6km barfuss durch den (hart gestampften) Sand. Das Barfusslaufen ist allerdings von den Gezeiten abhängig. Es geht nur bei Ebbe richtig gut. Bei Flut ist das Meer zu hoch und es bleibt nur ein kleiner Strandabschnitt übrig. Jetzt wechselt die Ebbe wieder auf den Nachmittag und ich muss meine Ablauf etwas anpassen (erst am Nachmittag das Barfusslaufen absolvieren).
Wenn es geht bin ich auch täglich mehrmals im Meer. Leider ist das Wasser sehr kalt (sie sagen 21Grad aber ich kann es irgendwie nicht glauben) und meist hat es auch recht hohe Wellen. Deshalb ist es zum Schwimmen nicht immer ideal, dafür macht das Bodysurfen in den Wellen Spass. Ist ja auch eine Art von Training (manchmal fast ein Überlebenstraining).

Muchos saludos desde Gijon
Martin

Mittwoch, 1. Juli 2015

Aletsch-Halbmarathon

"Die Balance ist entscheiden" antworte immer auf die die Frage, wie ich die vielen Trainingskilometer, Wettkämpfe, Job und Familie unter einen Hut bringe. Diese Woche ist diese Balance massiv gestört. Ich musste Prioritäten setzten und deshalb musste auch mein Blog-Eintrag warten. Nun ist der da.

Ich hatte immer grossspurig erklärt, dass ich leider kein Bergläufer bin und an solchen Wettkämpfen, so schön sie auch sind, nicht mehr teilnehme. Diesmal liess ich mich von Kollegen überreden und fand selber auch, dass es lässiger ist, den Aletsch-Halbmarathon trainingsmässig zu laufen, anstatt zu Hause einen langweiligen Longjogg zu machen. Gesagt, getan, ich konnte mir einen der letzten Startplätze ergattern.

Das Rennen oder das Training, je nach dem wie man es nennen will, war schlicht weg der Hammer. Es macht schon sehr viel Spass bei so tollem Wetter durch eine so faszinierende Gegend zu laufen. Da es nur Training war, konnte ich es ganz locker angehen und hatte keinen Stress. Im Nachhinein war das sogar ein Erfolgsfaktor. Weil ich nicht jede Sekunde rausquetschen musste und keine Ahnung von meinen Gegnern hatte, versuchte ich nicht möglichst schnell sondern möglichst trittsicher zu laufen. Man muss sich auf den schmalen und kurvigen Wegen sehr gut auf die Stecke konzentrieren. Es zeigte sich dann, dass es gar keine so schlechte Taktik war und ich am Schluss mit der trittsicheren Variante sogar schneller war als mit "Juflä". 
Tja, und auf einmal kam sogar ich in den ganz steilen Abschnitten gut vorwärts und musste bis auf die letzten beiden Kilometer praktisch nie wandern. Auf einmal hatte ich auch den Trick raus, wie ich im Steilen laufen muss. Möglichst auf den Zehen aufsetzten und nur ganz kurze Schritte nehmen. Berg-Cracks lachen jetzt über mich, ist doch sonnenklar, für mich war es aber DIE Erkenntnis. OK ich hatte auch immer etwas Angst so stark auf den Zehen zu laufen weil, dadurch die Achillessehne extrem belastet wird. Aber auch da habe ich mich geirrt. Es war sogar gut für die Sehnen.

Obwohl völlig kaputt, war es schon herrlich, oben angekommen die wunderbare Aussicht zu geniessen. Es hat übrigens auch unterwegs eine besondere Stelle wo man wundebar auf den Aletschgletscher sieht. Einfach atemberaubend. Leider bliebt nicht viel Zeit zum Schauen weil gerade dort die Strecke sehr steinig ist. Ich habe einige Läufer gesehen, die hatten ziemlich blutige Schürfwunden, weil sie vermutlich zu wenig gut aufgepasst hatten.
Ich habe selber auch mehrmals ziemlich stark den Fuss angeschlagen (komischerweise immer nur der Rechte). Ich weiss nicht so recht ob es einen Zusammenhang mit meiner grossen Schuhgrösse hat. Jedenfalls hatte ich ziemlich über mich selber geschimpft, weil es mir nicht gelang die Füsse zu heben. Eben halt doch eine Strassenläufer.

Dass es rangmässig auf das Podest reicht hätte ich nicht erwartet, es war ja auch überhaupt nicht das Ziel. Umso grösser war die Freude über den tollen zweiten Preise. Ich hätte sogar beinahe die Kategorie gewonnen. Der Sieger hat mich erst auf den letzten 300m überholt. Ich bin gewandert, weil ich dachte das wars und er ist als einziger wie ein Verrückter die extrem steile Rampe hoch gerannt. Irgendwie hatte ich es mir noch so gedacht, dass der mich überholen will. Auf der einen Seite ist jetzt ein grosser Respekt, weil er noch so raufsprinten konnte, auf der anderen Seite: die 10 Sekunden wären zuvor locker herauszuholen gewesen. Wenn es jetzt noch ein freundlicher Typ gewesen wäre, wäre es ja noch gegangen, aber leider war er nicht besonders sympathisch.