Dienstag, 2. August 2016

Meine Erinnerungen an den Spitalaufenthalt

Meine Erinnerungen an den Spitalaufenthalt in Gijon möchte ich mir für später festhalten. Auch wenn ich auf die gesundheitlichen Problem gerne verzichtet hätte, die dazu geführt haben, hat mir das ganze auch eine wertvolle Erfahrung und einen Einblick in eine mir bisher nicht so bekannte Welt gebraucht. 

Wie es angefangen hat
Meine gesundheitlichen Problem haben am Morgen mit starken Muskelschmerzen begonnen. 
Zuerst nahm ich an, dass ich mich nur unwohl fühle weil ich am Abend zuvor etwas zu viel gegessen und getrunken habe. Wobei die Mengen waren nicht aussergewöhnlich und das Bisschen Wein und Sidra sollten sich eigentlich nicht so stark auswirken. Allerdings war ich kurz nach meinem Dienstagmorgen Training noch mit Tim und seinem Kollegen etwas joggen gegangen, wobei es war mehr ein Gehen als ein Laufen. Am Nachmittag am Strand ging dann noch ständig ein  kühler Wind, also sehr gut möglich, dass ich mir auf diese Weise eine Erkältung geholt habe. Nach dem ich 38,7 Grad Fieber gemessen hatte, war die Erklärung klar und ich kaufte mir ein übliches Grippemittel. Was mir allerdings nicht gefiel, waren die stark angeschwollene Drüse beim linken Schambein. Das hatte ich so noch nie. Marimar hat das Ganze einem befreundeten Arzt aus der Schweiz erzählt und der hat gemeint, das es vermutlich eine starke Infektion sei und ich so schnell wie möglich ins Spital gehen soll um die Blutwerte prüfen zu lassen. Das Antwort-SMS von Marimar habe ich leider erst um 19:00 Uhr gelesen, mich aber sofort auf den Weg ins ins Ambulatorium gemacht. 

Einweisung ins Spital
Im Ambulatorium haben sie gleich zu Dritt eine Voruntersuchung vorgenommen und mich relativ schnell ans örtliche Spital für einen Bluttest weiter gleitet. Mit dem Taxi losgefahren, waren wir etwas um 20 Uhr im Spital. Wie das Leben so spielt hatte ich natürlich meine Krankenkassenkarte zu Hause vergessen. Deshalb war die Aufnahme etwas mühsam, sie hat aber am Schluss ohne Vorwände geklappt. Nachdem ich im Spital noch einmal die ganze Krankengeschichte erzählt hatte, kam ich ins blaue Wartezimmer. Schnell war klar, dass es das Wartezimmer der unkritischen Fälle war. Wir mussten deshalb noch einmal ein Stunde warten bis ich endlich ins Notfallzimmer kam. Tim durfte mich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr begleiten und musste im öffentlichen Raum warten. Im Notfallzimmer wurde ich von einer Assistentin ein weiteres Mal in allen Details befragt. Dann hat sie endlich die Blutuntersuchung angeordnet und nach einer weiteren Stunde wurden mir fünf Fläschchen Blut genommen. Die Untersuchung des Bluts dauerte eine weitere Stunde. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass eine Stunde möglicherweise die kleinste Zeiteinheit im Spital ist. Tim wartete immer noch draussen und ich machte mir Sorgen weil er noch nicht richtig gegessen und geduscht hatte. 

Erste Ergebnisse
Endlich wurde ich über die Ergebnisse der Blutuntersuchung informiert. Dazu stand ein ganzer Ärztestab um mein Bett. Eine Ärztin, die vermutlich etwas höher gestellte war als die anderen, hat die Assistentin zusammen gestaucht, weil sie nicht daran gedacht hatte, ebenfalls auf eine mögliche Trumbose zu untersuchen. Sie klärte mir, dass ich jetzt noch eine Ultraschalluntersuchung machen müsse. Nun war klar, dass ich wohl die ganze Nacht im Spital bleiben werde. Obwohl nicht erlaubt, konnte ich Tim per SMS informieren, dass er doch lieber nach Hause gehen soll. 
Die Ultraschalluntersuchung hatte einen ganz besonderen Reiz. Ich bin noch nie von einer so hübschen Ärztin untersucht worden. Es kam sogar noch besser. Zur Sicherheit hat sie eine weitere Kollegin für eine Zweitmeinung beigezogen und die war noch einmal etwas hübscher. So ein Glück! Im Augenblick wusste ich nicht mehr wohin ich schauen soll. 

Nun zum Spezialisten
Weil das Ultraschall nichts Aussergewöhnliches hervor gebracht hat, gab es eine weitere Blutentnahme und noch einmal ein langes Warten. Jetzt kam ein Gefässspezialist und befragte mich mit gebrochenem Englisch nach allen möglichen Sachen (z.B. Drogen, sexuelle Orientierung :-) ). Damit er gut vorbereitet war hat er sich zuerst die wichtigsten Fragen zusammen gegoogelt und notiert. Er frage mich „los wegg?“ Nicht verstanden. Da zeigte er mir seine Notizen. Aha, „Loose weight?“ alles klar! 
Als Befund hat mir der Spezialist erklärt, dass es vermutliche eine Zellulitis sei und ich bis am anderen Tag im Spital bleiben muss, damit sie noch ein CT machen können, um eine Knochenentzündung als Ursache auszuschliessen. Über die Nach wurde ich zweimal mit einer Superladung, mit zwei verschiedenen Antibiotikas, intravenös versorgt. Das CT anderntags ging sehr rasch und bereits um 12:30 Uhr wurde ich mit der Diagnose Zellulitis aus dem Spital entlassen. 

Positiv gesehen
Man versucht das Ganze immer auch etwas positive zusehen. Ich hatte noch nie die Möglichkeit eine Spitalbetrieb so direkt zu erleben und wirklich ganz schlecht ging es mir ja nicht. Sie haben mich resp. mein Bett aus Platzgründen immer wieder an einen anderen Ort verschoben. Dadurch hatte ich eine gute Übersicht über die Einrichtung und das Geschehen. Zuerst hat man das Gefühl es stehen alle nur rum und keiner machen etwas. Bis das Alarmsignal für einen Notfall losgeht. Erstaunlich mit welcher Geschwindigkeit alles vorbereitet und eingerichtet wird (bei jedem Alarm wusste ich allerdings auch, dass ich jetzt noch einmal etwas länger im Spital bleiben muss). Dann ist mir im ganzen Spital auch der extrem freundliche, fast familiäre Umgang mit den Patienten aufgefallen. In der Schweiz ist das viel sachlicher und formeller. Ich wurde von allen mit Martin angesprochen. Wohl verstanden, Martin betont wie in der Schweiz nicht wie in Spanien ausgesprochen. Der Gefässspezialist, er ist viel jünger als ich, hat mir freundschaftlich auf die Schultern geklopft und gemeint: das kommt schon gut. Freundlich gemeint und überhaupt nicht jovial. Mir ist dann auch aufgefallen wie umsichtig sie meinen Zimmernachbarn umsorgt hatten. Javi, war ein schwerer Fall und sah sehr heruntergekommen aus. Ich habe nur etwas von Methadon und so mitbekommen. 
Einzig das Frühstück war sehr sparsam und fürs TV hätte man pro Tag 2.80 Euro bezahlen müssen und mit Fussball sogar 9 Euro. Darauf angesprochen hat eine (hübsche) Krankenpflegerin mit einem Lächeln gemeint, dass es Spanien halt nicht so gut geht. Bei der Pflege merkt man aber nicht viel davon. Ich hatte den Eindruck, dass die Untersuchen sehr sorgfältig und gewissenhaft gemacht wurden und man wirklich alle Möglichkeiten betrachtet war. Mein „Eintrittstor“ die sie Bakterien war eine grössere aber nicht riesige Blase am Zehen. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht. Den Ärzten ist sie sofort aufgefallen. Auch dass ich mir die Beine rasiert hatte, was übrigens auch ein mögliches Eintrittstor gewesen sein könnte. 

Ein paar Tage später
Die Schwellung am Fuss ist bereis deutlich zurück gegangen und ich kann schon wieder normale Schuhe tragen (war nicht mehr möglich). Schmerzen habe ich keine und heute Abend habe ich die letzte Tablette genommen. Wenn es morgen immer noch gut geht, wage ich eine ganz kleine Jogging-Runde.
Was mich beschäftigt ist die Tatsache, dass eine Blase, wie sie halt mal vorkommen kann, auch wenn jemand nicht viel Sport macht, zu so erheblichen Problemen führen kann. War es einfach zur „falschen Zeit am falschen Ort“ oder war ich zu unvorsichtig. OK, mit dieser Blasengrösse hätte ich viel vorsichtiger sein sollen und sie besser desinfizieren und überhaupt nicht ins Meer gehen sollen. Aber es könnte ja auch nur eine Miniwunde sein, die man gar nicht so richtig sieht, die als Tor genügt. 


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