Sonntag, 22. Oktober 2017

Bremgartenlauf

Vor dem Bremgartenlauf war ich aussergewöhnlich nervös. Nicht weil das Rennen eine grosse Herausforderung gewesen wäre. Aber nach so langer Rennabstinenz war es schon eine besondere Situation: Meine Verletzungsserie! Länger kein richtiges Lauftraining! Mein Unfall am Donnerstag!  Ich hatte keine Ahnung wo ich stehe.
Nun, der Motor scheint noch zu laufen - dank Training auf dem Velo. Das Lauffeeling ist aber noch nicht so wie ich es mir gewohnt bin. Mit der ganzen Verletzungsgeschichte im Kopf, bin ich wie ein Jogger gestartet. Normalerweise laufe ich an einem Marathon die ersten Kilometer viel schneller. Die Angst wieder eine Zerrung zu holen war am Anfang sehr präsent. Letztendlich war es kein schlechter Entscheid, das Rennen nicht so schnell anzugehen. Meine Pulswerte waren auf den ersten drei Kilometer ungewohnt hoch und es waren Läufer vor mir, die ich normalerweise so nicht sehe. Darunter auch ein T-Shirt-Mann, vermutlich sogar in meinem Alter. "So kommst Du nicht in die vorderen Ränge" waren meine ersten Gedanken. Umso schöner das ich etwas spät, aber immerhin, ab KM 5 meinen Laufrhythmus fand und den T-Shirt-Mann doch noch abhängen konnte.
Im Ziel hatte ich eine Zeit von 40:52. Ich mag gar nicht in den alten Listen schauen wieviel ich auf irgendwann verloren habe. Ich habe es trotzdem getan. Meine letzte Teilnahme liegt schon ein paar Jahre zurück und damals war ich überhaupt nicht zufrieden. Wenn ich die Zeiten von vergleichbaren Konkurrenten anschaue kann ich es kaum glauben. Da hätte eine Zeit unter 40 Minuten das Ziel sein sollen.
Also, Bilanz von heute: Es geht immer noch, aber nur im Schneckentempo. Es macht halt schon einen grossen Unterschied ob man im Training regelmässig rennmässig läuft oder nur joggt. Wow, keine Wahnsinnserkenntnis, das ist mir völlig klar. Wenn man es selber erfährt ist es etwas anderes. Beim schnellen Laufen brauche man andere Muskelpartien als beim Joggen. Um wirklich schnell zu sein, muss man auch die schnellen Muskelpartien trainieren.
 
"Auch Du wirst älter"
Diesen Spruch mag ich gar nicht mehr hören. Liebe Freunde tut mir einen Gefallen und verschont mich bitte damit. Klar, auch ich bin wie alle anderen den biologischen Gesetzen des Alterns unterworfen. Aber Alter geht nicht einher mit "vielen" Verletzungen. Wer leistungsorientiert läuft, muss an die Grenzen gehen. Das gilt unabhängig vom Alter. Die Grenzen lassen sich aber nur ausloten, wenn man sie auch mal überschreitet. Wer nie darüber geht, weiss gar nicht, ob es vielleicht noch viel schneller möglich gewesen wäre. Klar die Grenzen sind von vielen Einflussfaktoren abhängig und die Situation ist jeden Tag etwas anders. Wetter, Gemütszustand, Stress, Essen alles spielt eine Rolle. Das Alter ist nur eine Komponente davon. 
Das heisst, um möglichst leistungsfähig zu sein, muss man zweifellos an die Grenzen gehen und vermutlich sogar leichte Verletzungen riskieren. Eine gleiche Aussage hat Daniela Ryf gemacht. Natürlich auf einem ganz anderen Niveau. Es scheint als sei es die Kunst die Grenzen zu erkennen ohne in eine Verletzung zu geraten. Daniela Ryf hat dazu einen erfahrenen Trainier. Als Hobbysportler müssen die meisten von uns auf die Eigeneinschätzung vertrauen.
Meine Erkenntnisse aus dem laufenden Jahr ist, dass nicht nur die körperliche Belastung entscheidend ist, sondern auch grundsätzlich die mentale Verfassung. Meine letzte Zerrung habe ich mir ganz klar nicht wegen Übertraining geholt, sondern aus einer grösseren Stresssituation im Alltag heraus.

Luzern Halbmarathon
Nächsten Sonntag bin ich für Luzern angemeldet. Letztes Jahr hatte ich einen Gratisstart gewonnen und mich mal angemeldet. Ob ich wirklich teilnehmen soll, muss ich noch entscheiden. Rennmässig einen Halbmarathon laufen? Ich weiss nicht, ob ich das in der jetzigen Verfassung zu meiner Zufriedenheit schaffe. Wenn das Wetter mitmacht vermutlich schon. Ist es nicht eine Stärke, sich einer ungewissen Situation zu stellen. Laufe ich gut, bin ich happy, läuft es schlecht, geht die Welt (nicht ganz) unter.

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