Montag, 3. November 2008

New York City Marathon - Wow 2. Rang in meiner Altersklasse

Da sieht die Welt doch schon wieder etwas anders aus. Ich hatte mich darauf eingestellt, einen nicht so gluecklichen Blog-Eintrag zu schreiben. Nun habe ich erfahren, dass ich in meiner Altersklasse den 2. Rang erreicht habe - Wow! nach den Ereignissen im Vorfeld und dem nicht optimalen Rennen haette ich dies nie erwartet.

Zeit 2:38:05 / 107. Rang Overall / 2. Rang der Alterskategorie 45 - 49
Der Schnellste meiner Alterskategorie ist mit 2:28 um Welten vor mir. "Zum Glueck", weil Marimar habe ich gesagt: Falls ich gewinne, lasse ich mir ein Tattoo machen. Glueck gehabt, ich bleibe unversehrt.

Das Rennen
Am Renntag musste man schon frueh ins Startgelaende gehen, weil die Verazano-Bruecke fuer den Marathon vollstaendig gesperrt wurde. Es war am morgen sehr kalt und wir schuetzten uns mit alten Kleider, die spaeter weggeworfen wurden.
Meine tiefe Startnummer war ein klarer Vorteil. An Einlaufen war zwar nicht zu denken, aber im Vergleich zu den anderen Startsektoren konnte ich wenigstens ein paar Schritte laufen und das "Setup" an meinen Schuhen vornehmen (damit sie optimal fest gebunden sind).
Zum Glueck war das Wetter schoen sonnig, aber mit einer Temparatur unter 10 Grad extrem kalt. Ich hatte mich schon auf einen schoenen konstanten Rueckenwind gefreut, wie er waehrend unser ersten Tage blies. Am Renntag hat der Wind gedreht und wir mussten fast 80% gegen die kalte "Bise" ankaempfen.
Obwohl ich mein geplanten Abschnittszeiten wieder einmal nicht einhielt - ich war wieder einmal viel zu schnell - war fuer mich die Taktik klar, schoen hinter einer Gruppe laufen und nicht alleine gegen den Wind ankaempfen. Ich fuehlte mich ja auch gut und locker.
Nach ca. einer Stunde wurde die Kaelte immer mehr spuehrbar. Meine Haende waren steif gefrohren und ich konne nur mit grosser Muehe die Gel-Packung aus der Rueckentasche der Laufhose ziehen. Sogar das Rauspressen des Gels in den Mund gelang nur noch mit grosser Anstrengung. Das getrunkene Wasser fuehlte sich im Magen schon lange wie zu Eis gefrohren an. Es war aber nicht mein groesstes Problem, dazu komme ich aber noch.
Die Strecke ist wirklich sehr hart, man hat des Gefuehl es geht dauernd aufwaerts. Dabei waren nicht einmal die Bruecken, die wie Berge auf dem Streckenprofil erscheinen, die groessten Energievernichter, sondern das wellige Profil auf den letzten 6 Meilen, wenn schon alles weh tut.

Kein optimales Vorfeld
Das es in den letzten Monaten viele Ereignisse gab, die die Reise bis am Dienstag vor der Abreise in Frage stellten, habt Ihr vielleicht schon mitbekommen. Im gleichen Stiel ging es hier in New York weiter. Schon bei der Einreise hatten wir grosse Schwierigkeiten, weil Marimar vor vielen Jahren mit einem Spanischen Pass eingereist war und die Leute nicht verstanden, wie so sie jetzt mit einem Schweizerpass da steht. Nach etwa 2 Stunden Haft und einer extrem unfreundlichen Behandlung, hatte ich die Gelegenheit die Sachlage zu erklaeren und wir durften einreisen. Goodby America, wir werden nie mehr erscheinen.

Der Gau - mein 9/11
Eine der Gruende, wieso meine ganze Reise nach New York in Frage gestellt war, war die Zyste in meinem Kiefer die vor 3 Wochen bei einer Untersuchung im Inselspital entdeckt wurde. Der Arzt hat der Reise zugestimmt und mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich moeglichst einem Box-Schlag aus dem Weg gehen soll, da sonst die Gefahr besteht, dass der Kiefer bricht. Aber sonst sind keine Probleme bis zur Operation Mitte Novmeber zu erwarten.

Im Startgelaende, nur zwei Stunden vor dem Start, ass ich noch zwei Loeffel Muessli, die ich eigentlich schon fortwerfen wollte. Beim letzten Bissen spuerte ich einen Knall in meinem Kiefer. Mir war sofort klar - der Kiefer ist gebrochen - wie die Twing-Towers bei 9/11 viel meine Welt zusammen. Kann ich noch starten? Wie werden die Schmerzen sein? Ich kann nichts mehr essen? Die Gel-Packung nicht mehr mit den Zaehnen aufreisen, weil die Haende gefrohren sind?

Zum Glueck verspuehrte ich wahernd dem Rennen keine starken Schmerzen. Erst ab KM 25 fing der Kiefer an zu pulsieren. Die Gedanken, waren aber nur noch an dieser Stelle und liessen sich nicht mehr an einen anderen Ort lenken. Im Ziel brach alles ubermich und ich war ziemlich deprimiert und konnte mich nicht richtig freuen. Aber heute sieht die Welt ja schon wieder etwas besser aus.

Danke schoen
Ganz herzlich danken moechte ich Patricia. Wenn sie mich vor dem Start nicht so einfuehlsam aufgebaut haette, ware mein Rennen nicht so gut geendet. Auch ein grosses Merci meinem lieben Schatz Marimar. Der verabreichte Gel bei KM30 hat mich ueber das Ende getragen.

2 Kommentare:

Duci hat gesagt…

Ciao Tinu! Ich gratuliere Dir zu dem sensationellen Top-Resultat!!!!!! Habe gestern gierig im Internet gesurft um möglichst schnell rauszufinden wie weit vorne du anzutreffen bist! Deine Leistung ist umso mehr zu würdigen wenn man die Vorgeschichte dazu liest. Hut ab - wenn du immer noch rennmässig Rennvelo fahren würdest wärst du definitiv mein Vorbild :-) Bis bald mal wieder! Liebe Grüsse aus der Schweiz Marco

Martin Kühni hat gesagt…

Danke für die "Blumen". Ich freue mich sehr über das tolle Mitfiebern.