Mittwoch, 1. Juli 2015

Aletsch-Halbmarathon

"Die Balance ist entscheiden" antworte immer auf die die Frage, wie ich die vielen Trainingskilometer, Wettkämpfe, Job und Familie unter einen Hut bringe. Diese Woche ist diese Balance massiv gestört. Ich musste Prioritäten setzten und deshalb musste auch mein Blog-Eintrag warten. Nun ist der da.

Ich hatte immer grossspurig erklärt, dass ich leider kein Bergläufer bin und an solchen Wettkämpfen, so schön sie auch sind, nicht mehr teilnehme. Diesmal liess ich mich von Kollegen überreden und fand selber auch, dass es lässiger ist, den Aletsch-Halbmarathon trainingsmässig zu laufen, anstatt zu Hause einen langweiligen Longjogg zu machen. Gesagt, getan, ich konnte mir einen der letzten Startplätze ergattern.

Das Rennen oder das Training, je nach dem wie man es nennen will, war schlicht weg der Hammer. Es macht schon sehr viel Spass bei so tollem Wetter durch eine so faszinierende Gegend zu laufen. Da es nur Training war, konnte ich es ganz locker angehen und hatte keinen Stress. Im Nachhinein war das sogar ein Erfolgsfaktor. Weil ich nicht jede Sekunde rausquetschen musste und keine Ahnung von meinen Gegnern hatte, versuchte ich nicht möglichst schnell sondern möglichst trittsicher zu laufen. Man muss sich auf den schmalen und kurvigen Wegen sehr gut auf die Stecke konzentrieren. Es zeigte sich dann, dass es gar keine so schlechte Taktik war und ich am Schluss mit der trittsicheren Variante sogar schneller war als mit "Juflä". 
Tja, und auf einmal kam sogar ich in den ganz steilen Abschnitten gut vorwärts und musste bis auf die letzten beiden Kilometer praktisch nie wandern. Auf einmal hatte ich auch den Trick raus, wie ich im Steilen laufen muss. Möglichst auf den Zehen aufsetzten und nur ganz kurze Schritte nehmen. Berg-Cracks lachen jetzt über mich, ist doch sonnenklar, für mich war es aber DIE Erkenntnis. OK ich hatte auch immer etwas Angst so stark auf den Zehen zu laufen weil, dadurch die Achillessehne extrem belastet wird. Aber auch da habe ich mich geirrt. Es war sogar gut für die Sehnen.

Obwohl völlig kaputt, war es schon herrlich, oben angekommen die wunderbare Aussicht zu geniessen. Es hat übrigens auch unterwegs eine besondere Stelle wo man wundebar auf den Aletschgletscher sieht. Einfach atemberaubend. Leider bliebt nicht viel Zeit zum Schauen weil gerade dort die Strecke sehr steinig ist. Ich habe einige Läufer gesehen, die hatten ziemlich blutige Schürfwunden, weil sie vermutlich zu wenig gut aufgepasst hatten.
Ich habe selber auch mehrmals ziemlich stark den Fuss angeschlagen (komischerweise immer nur der Rechte). Ich weiss nicht so recht ob es einen Zusammenhang mit meiner grossen Schuhgrösse hat. Jedenfalls hatte ich ziemlich über mich selber geschimpft, weil es mir nicht gelang die Füsse zu heben. Eben halt doch eine Strassenläufer.

Dass es rangmässig auf das Podest reicht hätte ich nicht erwartet, es war ja auch überhaupt nicht das Ziel. Umso grösser war die Freude über den tollen zweiten Preise. Ich hätte sogar beinahe die Kategorie gewonnen. Der Sieger hat mich erst auf den letzten 300m überholt. Ich bin gewandert, weil ich dachte das wars und er ist als einziger wie ein Verrückter die extrem steile Rampe hoch gerannt. Irgendwie hatte ich es mir noch so gedacht, dass der mich überholen will. Auf der einen Seite ist jetzt ein grosser Respekt, weil er noch so raufsprinten konnte, auf der anderen Seite: die 10 Sekunden wären zuvor locker herauszuholen gewesen. Wenn es jetzt noch ein freundlicher Typ gewesen wäre, wäre es ja noch gegangen, aber leider war er nicht besonders sympathisch. 

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